Prostatakrebs oder das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache (Quelle: DKG). In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 70.000 Männer daran. Es besteht jedoch eine sehr gute Chance auf Heilung, wenn die Erkrankung – etwa im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung – in einem frühen Stadium erkannt wird. Dann können unsere Patienten in der Regel zwischen verschiedenen Therapieverfahren wählen, die ihren individuellen Voraussetzungen entsprechen.
Tumorstadium 1
Der Tumor ist in der Prostata enthalten oder „lokalisiert". Der Krebs befindet sich in einem sehr frühen Stadium und der Tumor ist zu klein, um bei einer Prostatauntersuchung ertastet zu werden.
Tumorstadium 2
Der Tumor wird innerhalb der Prostata lokalisiert. Er ist noch immer klein, möglicherweise aber bei einer Prostatakontrolle tastbar und auf einem Scan erkennbar. Die Krebszellen teilen sich. Es liegt ein erhöhtes Risiko vor, dass der Tumor wächst und sich die Krebszellen ausbreiten.
Tumorstadium 3
Der Tumor hat angefangen, die Prostatawand zu durchbrechen, und die Krebszellen befinden sich möglicherweise in den nahegelegenen Kanälchen, die Samen bilden. Dies wird als „lokal fortgeschrittener Krebs" bezeichnet, weil sich der Tumor direkt außerhalb der Prostata ausgebreitet hat, aber nicht zu anderen oder „entfernten" Körperteilen ausgesät ist.
Tumorstadium 4
Der Tumor ist außerhalb der Prostata gewachsen. Die Tumorzellen befinden sich möglicherweise in oder im Umkreis der Blase (wie im Blasenhals oder Harnschließmuskel) oder des Mastdarms (Rektum) oder im Beckenbodenmuskel, der unterhalb der Prostata am Beckenboden liegt.
Die guten Therapieerfolge bei Prostatakrebs hängen unter anderem damit zusammen, dass Diagnostik und Behandlung von Prostatakrebs kontinuierlich verbessert werden. Unsere Patienten profitieren von der Entwicklung neuer, innovativer Technologien, die bei uns sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie Anwendung finden.
Prostatakrebs verursacht erst sehr spät Beschwerden – gerade im Anfangsstadium zeigt er keine Symptome. Das macht die Früherkennung so wichtig. Einen ersten medizinischen Anhaltspunkt – aber keinesfalls Sicherheit – kann ein erhöhter Wert des prostataspezifischen Antigens, kurz „PSA“, geben. Ein erhöhter PSA-Wert deutet auf Veränderungen in der Prostata hin. Hier ist eine mögliche Ursache die Entzündung der Prostata, eine sogenannte Prostatitis. Allerdings kann auch ein Prostatakrebs dafür verantwortlich sein. Ist der PSA-Wert erhöht, sollte die Messung zunächst wiederholt und weitere Untersuchungen wie Tastuntersuchung, Ultraschall und ggf. eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden.
Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung der Prostata steigt mit zunehmendem Alter. Eine Vorsorgeuntersuchung wird ab dem 45. Lebensjahr (bei familiärer Vorbelastung ab dem 40. Lebensjahr) empfohlen. Je früher der Tumor entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Wächst der Tumor innerhalb der Prostata (organbegrenzt), liegen die Heilungschancen bei einer geeigneten Therapie bei über 95 %. Leider nutzen immer noch zu wenige Männer die jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung.
Die Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung findet zumeist bei niedergelassenen Urologen oder beim Hausarzt statt. Sie besteht aus der Bestimmung des PSA-Wertes im Blut und gegebenenfalls einer transrektalen Ultraschalluntersuchung oder aus einer Abtastung der Prostata.
Grundsätzlich kann ein Krebsverdacht nur über eine Auswertung von Gewebeproben gesichert werden. Bei Auffälligkeiten in der Früherkennung wird zurzeit noch von der deutschen Leitlinie eine ultraschallgesteuerte Biopsie der Prostata vom Enddarm aus (transrektal) empfohlen. Da ein Karzinom im gewöhnlichen Ultraschall nicht sicher darstellbar ist, liegen die Karzinomnachweisraten bei diesem Verfahren nur bei 20 bis 30 %. Dies führt bei fortbestehendem Krebsverdacht zur Notwendigkeit von Wiederholungs-Biopsien und einer für den Betroffenen unklaren Situation über einen möglicherweise langen Zeitraum.
Im Gegensatz zu anderen bildgebenden Verfahren bestimmt eine multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata gleich mehrere Parameter, die zur Beurteilung des Organs herangezogen werden können. Bei dieser strahlungsfreien Untersuchungsmethode werden aggressive Tumorherde in der Prostata in der Regel sicher erkannt. Zudem können klinisch nicht relevante Tumore von aggressiven Tumoren differenziert und damit unnötige Operationen vermieden werden.
Die multiparametrische MRT der Prostata ermöglicht es, einen eventuell vorhandenen Prostatakrebs frühzeitig und sehr zielgenau aufzuspüren. Umgekehrt lässt sich mithilfe dieser Untersuchungsmethode ein bösartiger Tumor in der Prostata mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, wenn die Bilder unauffällig sind.
Eine mpMRT der Prostata ist zwar kein Ersatz für eine Biopsie, erhöht aber signifikant deren Treffsicherheit und senkt dadurch die Zahl unnötiger oder vermeintlich gutartiger Gewebeergebnisse bei Vorliegen eines Tumors – sogenannte „falsch negative Biopsien“.
Durch MRT-Untersuchungen sind Prostatatumore häufig gut zu erkennen. Es bleibt aber ein Restrisiko der Nichterkennung und es fehlt der Aufschluss zur Aggressivität des Tumors (Gleason-Score).
Aus diesem Grund haben wir in Gronau bereits 2012 die perineale MRT-gestützte Fusionsbiopsie (PFB) eingeführt. Bei der PFB werden die zuvor gewonnenen MRT-Bilder mittels einer speziellen Software mit den transrektal gewonnenen Ultraschallbildern „fusioniert“. Bildgebend auffällige Areale können dann mittels dieser Fusion vom Damm aus („perineal“) gezielt biopsiert werden. Dabei zeigt diese Methode eine sehr hohe Erfolgsquote. Im Gegensatz zu der Probenentnahme direkt im MRT kann zusätzlich problemlos simultan eine systematische Biopsie der Prostata erfolgen, sodass die Karzinomdetektionsrate nochmals verbessert wird. Die genaue Kenntnis der positiven Biopsien ermöglicht zudem eine optimierte OP-Planung.
Der Eingriff lässt sich problemlos in einer Kurznarkose durchführen. Der zeitliche Aufwand hierfür liegt bei ca. 25 Minuten. Durch die perineale Technik ist das Risiko einer Prostataentzündung minimal, weil keine Verletzung in der Enddarmwand stattfindet, und somit keine mögliche Bakterienverschleppung vom Darm aus in die Prostata stattfinden kann. Auffällige Befunde, die mit anderen bildgebenden Verfahren (z. B. PSMA PET) erhoben wurden, können zusätzlich fusioniert werden.
Das PSMA-PET/CT ist das derzeit genaueste bildgebende Verfahren zum Aufspüren bzw. Ausschließen von Tochtergeschwülsten (Metastasen) bei der Diagnostik des Prostatakrebses. Die detaillierte Darstellung mittels Computertomografie (CT) wird dabei mit der Positronenemissionstomografie (PET) kombiniert, einem Verfahren, das die Stoffwechselaktivität von Zellen sichtbar macht. Dem Patienten wird dazu eine für den Zellstoffwechsel wichtige Substanz injiziert, die schwach radioaktiv markiert ist. Diese reichert sich in den Zellen des Prostatakarzinoms vermehrt an und kann daher sehr gut für die Bildgebung genutzt werden (PSMA steht für Prostata-Membran Spezifisches Antigen). Unsere Klinik für Nuklearmedizin bietet mit Geräten der neuesten Generation eine umfassende PET-CT-Diagnostik an.
Dank des präzisen Nachweises können sowohl Prostatakarzinome als auch Metastasen sicher festgestellt werden. Das Ergebnis einer PSMA-PET/CT-Untersuchung ermöglicht damit eine optimale Therapieplanung. Mit dieser modernen, hochempfindlichen Methode kann außerdem abgeklärt werden, ob der Tumor nach abgeschlossener Therapie wieder aufgetreten ist (also ein so genanntes Rezidiv vorliegt). Das PSMA PET/CT unterstützt dann bei der Entscheidungsfindung über den weiteren Behandlungsverlauf.
Erfahren Sie hier mehr zu den Therapiemöglichkeiten bei Prostatakrebs.